Bock auf Wild - 15 tödliche Jagdstories by Kuhnert Cornelia & Birkefeld Richard

Bock auf Wild - 15 tödliche Jagdstories by Kuhnert Cornelia & Birkefeld Richard

Autor:Kuhnert, Cornelia & Birkefeld, Richard [Kuhnert, Cornelia & Birkefeld, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-04-27T16:00:00+00:00


Mittlerweile goss es in Strömen. Der zeitliche Abstand zwischen Blitz und Donner war kaum noch auszumachen. Das Zentrum des Gewitters befand sich genau über der Lönskanzel und den beiden Waldwiesen.

Heinrich Plumhoff zog seinen Hut tiefer ins Gesicht. Er überlegte. Kurz entschlossen ließ er das Handy erst einmal in der regensicheren Innentasche seiner Jacke. Blinder Aktionismus war völlig fehl am Platz.

Dem Gestürzten war nicht mehr zu helfen. Einen Notarzt herzubeordern, war also überflüssig. Der würde sich bedanken, bei diesem Mistwetter raus in den nächtlichen Wald zu müssen, nur um einen Totenschein auszustellen. Klar war auch, dass ihn keine Schuld traf. Es war ein bedauerlicher Unglücksfall. Musste der Kerl denn gleich die Nerven verlieren, nur weil er einen Schuss gehört hatte?

Trotzdem war es seine Bürgerpflicht, die Polizei anzurufen. Doch würde man ihm seine Geschichte glauben? Was würden die Ordnungshüter folgern - aus den Schrammen an seinem Handgelenk und dem zerrissenen Hemdsärmel? Vielleicht ein Gerangel mit dem Landstreicher? Oder gar einen Kampf?

Dummerweise hatte es in den letzten Jahren ein paar unerfreuliche Ereignisse gegeben, die ihn wegen seiner - um es gelinde zu formulieren - Impulsivität in einem fragwürdigen Licht erscheinen ließen. Denn wenn es um vermeintliche Störungen des Jagdbetriebs ging, konnte Heinrich Plumhoff richtig aus der Haut fahren. So hatte er unlängst zwei Reiter im Revier derart angebrüllt, dass die Pferde durchgingen; einer der beiden war aus dem Sattel gestürzt und unsanft auf dem Hosenboden gelandet. Einer Joggerin mit ihrem Schäferhund war er in der Feldmark mit seinem Auto etwas zu ›nahe‹ gekommen, so dass sie ihn wegen Nötigung angezeigt hatte. Ganz zu schweigen von dem heimlichen Liebespaar im Wald, neben dessen Auto er einen ›Warnschuss‹ abgegeben hatte, als die beiden gerade an nichts Böses denkend zum Höhepunkt ihres innigen Liebesspiels kommen wollten. All dies hatte ihm nicht zuletzt auch von der Jägerschaft einige Rüffel eingebracht.

Diskussionen um seine Person konnte Heinrich Plumhoff so kurz vor der Wiederwahl zum Bürgermeister nicht gebrauchen. Ein eingeleitetes Untersuchungsverfahren wegen des toten Landstreichers - auch wenn es mangels Beweisen wieder eingestellt werden würde - könnte ihn das geliebte Amt kosten.

Am besten, ich kümmere mich erst einmal um den erlegten Rehbock, dachte er bei sich. Beim Versorgen des Stückes kommt mir vielleicht eine Idee.



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